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Interview mit Winzer Michael Auer

WeinERleben mit Michael Auer und Angi Huber

(Salzburg, 09.09.2021)

·     Michael Auer, Baujahr: 1989

·         zu Hause in Höflein, Niederösterreich

·         führt gemeinsam mit seiner Frau Carina das Weingut

·         zwei Kinder: Rosa (5) und Philipp (1 ¾)

·         Betriebsübernahme: 2009

·         wichtigste Sorten auf den 16 Hektar: Zweigelt, Blaufränkisch, Pinot Noir, Chardonnay

·         größte Überraschung: wird 2009 mit seinem Syrah niederösterreichischer Landessieger

·         zweite Überraschung: Newcomer des Jahres 2016 bei Gault Millau

·         dritte Überraschung: vom FEINSCHMECKER nominiert für den „Newcomer des Jahres 2020“

 

„Wir sind jung, innovativ, leidenschaftlich.“ Ein Satz, den ich auf eurer Webseite gefunden habe. Was denkst du: Bedingt das eine das andere? Verliert ein Winzer im fortgeschrittenen Alter alle diese Attribute?

 

MICHAEL AUER: Dazu eine kleine Geschichte: Wir haben zu Hause einen gemischten Betrieb. 2009 hab ich die 3,5 Hektar Weingärten meines Großvaters übernommen. Der war zwar qualitätsorientiert, hat aber aus dem Fass verkauft, den Marketingsprung nicht mitgetragen. Wozu schöne Etiketten und eine Homepage?, sagte er sich. Ich hatte bei der Übernahme also zwar viele Ideen, aber wenig Equipment und kaum Geld. Wir können erst jetzt allmählich das ausleben, was wir beim Start im Kopf hatten. Manche Ideen lassen sich erst in fünf oder zehn Jahren realisieren.

Du warst 22, als du das Familienweingut übernommen hast. Was war die größte Herausforderung?

 

MICHAEL AUER: Den Wein so hinzubekommen, wie ich ihn haben wollte. Ich bin ein passionierter Verkoster, schätze die moderne Linie, die sich in den letzten Jahren etabliert hat. Ich mag die extrem fruchtigen, deutschen Rieslinge, die gleichzeitig elegant sind. Bei den Roten muss man differenzieren: Während die klassischen Einstiegsweine nicht aufdringlich sein dürfen, muss sich ein gehaltvoller Roter vielschichtig zeigen, viel Frucht mitbringen und auch im Abgang noch Spaß machen, also: trinkanimierend sein. Ich bin kein Freund der schweren Rotweine, die nach Holz schmecken. Ich hab also immer gewusst, wie mein Wein sein soll. Wie ich das hinkriege, war mir anfangs aber nicht klar. Wann ist der perfekte Lesezeitpunkt? Welches Holz setze ich ein und wie lang? Du machst heute einen Wein, kannst dir annähernd vorstellen, wie er schmecken wird, genau wissen tust du’s aber erst ein paar Jahre später. Erst dann merkst du, ob du an allen zehn Schrauben richtig gedreht hast.

Uns sonst lief alles wie geschmiert?

 

MICHAEL AUER: Aber nein. Im Handel Fuß zu fassen ist extrem schwer. Da schreit nicht gleich jeder: „Hurra! Endlich macht der Auer Wein!“ Der Handel schaut sich das ein paar Jahre an, die Qualität soll ja kontinuierlich sein. Von den vier Hektar, die ich ursprünglich bewirtschaftet habe, kannst du außerdem nicht leben – außer, du bist ein teurer Franzose. Ich hab daher nebenbei in Vollzeit in einem renommierten Betrieb gearbeitet, war dort fünf Jahre lang Kellermeister. Das hat mich geprägt, dort habe ich viele Chancen bekommen. Anstrengende Jahre waren das! 2016 hab ich mich dann nur mehr um meinen Betrieb gekümmert. Nicht allein: Ich habe Carina, die Büromitarbeiterin meines ehemaligen Arbeitsgebers, mitgenommen und geheiratet.

„Subtile Eleganz, überzeugende Reife, einfach sexy“. So sollen eure Weine laut Webseite schmecken. Was findest du abgesehen von Wein noch sexy?

 

MICHAEL AUER: Da muss ich jetzt überlegen … (Überlegt lang.) Ich finde natürlich meine Frau sexy, ihre Art, das Direkte. Das schätze ich sehr an ihr. Sie geht sehr offen auf Menschen zu. Das ist etwas, das ich grundsätzlich schätze.

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Wir alle haben Schwächen. Was sind deine?


MICHAEL AUER: Ich trag mein Herz auf der Zunge, bin jemand, der anderen schnell vertraut, gerne viel erzählt – auch, wenn mein Gegenüber das gar nicht einfordert. Auf die Frage, warum der 2017er besser ist als der 2018er, kann ich eine halbe Stunde lang referieren. Ich labere die Leute voll und denk mir im Nachhinein, dass die wahrscheinlich nach zehn Minuten ausgestiegen sind. Meine Frau ermahnt mich immer.

Womit haderst du?

 

MICHAEL AUER: Ich beneide Köche. Ein Koch kann ein neues Gericht 17 Mal ausprobieren. Wann erntest du, welches Holz verwendest du: Als Winzer hast du nur ein Mal im Jahr die Chance, es richtig zu machen. Du weißt auch erst in zwei oder fünf Jahren, wie der Wein in zwei oder fünf Jahren schmeckt.

Wein ist das einzige Produkt, das gute Räusche garantiert. Hab ich mal gelesen. Wie siehst du das? Oder kannst du gar nicht mehr mitreden weil man als Winzer nur degustiert

 

MICHAEL AUER: Das stimmt.

Welcher Teil des Satzes?

 

MICHAEL AUER: Dass Wein die schönsten Räusche garantiert. Vom Bier kann ich nur ein, zwei Seiterl trinken, mehr schmeckt mir nicht. Beim Wein ist das anders. Wenn ich heute ein oder zwei offene Gläser aus der Weinkarte bestelle und mich dann entscheide, doch noch ein Flascherl zu ordern, und das Glück habe, einen Wein erwischt zu haben, der auf den Punkt genau passt, dann fällt das Aufhören schwer. Das kann dann schon mit einem Rausch enden.

Gibt’s etwas, das zu bereust?


MICHAEL AUER: Oh ja. Ich hab 2017 die falschen Fässer bestellt – für einen der besten Weine, den ich bislang im Keller hatte. Den hab ich mit diesem Holz verhunzt, weil das einfach nicht zusammengepasst hat. Das ärgert mich noch heute. Jeder hat zu Hause eine Krimskramslade, in der aufbewahrt wird, was zum Wegwerfen zu schade ist. Was ist in deiner? MICHAEL AUER: Meine Lade ist ein sehr großes Regal. Ich bin ein Technik-Freak, brauch für alles eine Maschine. Das meiste kommt nur ein Mal alle fünf Jahre zum Einsatz. Und trotzdem denk ich mir: Nein, das war so ein super Kauf, das musst du behalten. Meine Frau verdreht immer die Augen, wenn ich etwas Neues kaufe. ‚Haben wir das nicht eh schon?’ Aber sie schimpft nicht mit mir.

 

DER MICHI IST EIN LIEBENSWERTER MENSCH, EING’RADER MICHL. ER GLAUBT IMMER AN DAS GUTE. (Carina Auer)

 

Von Angelika Huber (Journalistin und Fotografin in Salzburg)

 

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