Offen sein für neue Wege. Mut zur Veränderung zeigen. Auch gegen Widerstände an den eigenen Ideen festhalten: Nur wer an sich glaubt, kann Neues schaffen, anders sein. An ihre Ideen glauben auch Thomas Schuster, Urban Stagård, Thomas Huber, Reinhard Muster und Josef Maier. Alle fünf haben einen Familienbetrieb übernommen und ihn umgekrempelt

„Ich führe den Betrieb allein, familieninterne Reibungspunkte fallen schon aus diesem Grund weg.“ Das lässt mich Thomas Huber wissen. Sein Großvater hat in den 70ern das Konzept des Wiener Heurigen neu interpretiert, den „Fuhrgassl-Huber“ zu einem Markenzeichen der typischen Wiener Geselligkeit und zu einem der ersten Edelheurigen gemacht. „Uns sehen viele Leute nach wie vor in diesem engen Korsett des Nobelheurigen in Grinzing mit Touristenbussen und schlechtem Wein. Das waren wir aber nie.“ Thomas will den „Klotz am Bein“ loswerden, verabschiedet sich bei Übernahme vom Großbuschenschank, setzt verstärkt auf die Landwirtschaft und füllt den Wein fürderhin in Flaschen ab – was beim Fuhrgassl-Huber damals nicht üblich ist. Mit der Riede Mitterberg gewann das Weingut inzwischen fünf Mal die Auszeichnung Wiener Wein-Landessieger. Weine von Fuhrgassl-Huber jetzt entdecken >

„Wäre mir klar gewesen, was auf mich zukommt, hätte ich es wohl bleiben lassen.“ Für den Gamlitzer Reinhard Muster, der aus seinen fünf Hektar Weingärten 70 gemacht hat und heute zur Top-Riege der österreichischen Winzer zählt, waren die letzten 20 Jahre eine enorme Herausforderung. Der vom Start weg großen Nachfrage nach seinen Weinen muss er mit Investitionen in die Technik und viel Manpower begegnen – was sich als schwierig erweist und natürlich teuer ist. Aufgeben ist dennoch keine Option für den Steirer, in dessen Brust zwei Herzen schlagen: das des Winzers und das des Unternehmers. „Ich hab schon Lust, unternehmerisch ambitioniert zu handeln“, erzählt Reinhard, der zunehmend auch auf den Exportmarkt setzen möchte. Ressourcen sind mittlerweile vorhanden, 20 Mitarbeiter fix im Boot. Weine von Reinhard Muster jetzt bestellen >

Wie im Bilderbuch abgelaufen ist der Generationenwechsel am Geyerhof. „Meine Frau und ich haben 2015 den Betrieb von meiner Mutter übernommen und extrem viel verändert“, erzählt Josef Maier, zuhause in Furth bei Göttweig. Der Frau Mama ist das sehr recht, die ist selber Visionärin und legt auch keinen Einspruch ein, als die beiden (außerdem) auf Rinderhaltung setzen und aus Bio Demeter machen. „Für verrückt erklärt haben uns damals nur die Kollegen.“ Weine von Geyerhof jetzt bestellen >

Vieles anders gemacht als seine Eltern hat auch der Kremser Urban Stagård. 2005 übernimmt der Winzer den Betrieb und schreibt sich umgehend für den ersten Bio-Zertifikatslehrgang in der Weinbauschule Krems ein. Seine Lehrer sind überrascht, kommentieren den Schritt ihres einst schlechtesten Schülers mit den Worten „Was machen Sie denn hier, Herr Stagård?“ Inzwischen hat sich Herr Stagård auf den Bioanbau von Riesling spezialisiert und manches ausprobiert. Auch die Herstellung von Naturweinen – Wein also, bei dem auf Zusatzstoffe und önologische Verfahren zur Alkoholanreicherung, Schönung und Filtrierung verzichtet wird, der spontan ohne Zusatz von Reinzuchthefen vergärt, dem kein Schwefel beigemengt wird. Weine von Urban Stagård jetzt bestellen >

Für Thomas Schuster, dem fünften Winzer im Bunde, eine sinnvolle Bereicherung der Weinszene – auch, wenn es nur eine Nische bleiben dürfte, der Wein vor allem für Spezialisten interessant sei. Nichtsdestotrotz könne man aus der Weinbereitung Neues lernen und Eigenes überdenken, so der Winzer, der 2013 den Familienbetrieb auf Bio umgestellt hat und auf seinen 15 Hektar auch (erklärungsbedürftigen) Roten Veltliner anbaut. Mit seiner Einstellung zum Naturwein stößt der Winzer, der in Großriedenthal und damit am Wagram zuhause ist, ins selbe Horn wie seine Kollegen. „Die Evolution im Weinbau ist stark getrieben von der Technisierung – was nicht ausschließlich positiv zu bewerten ist. Wir müssen wieder zurückgehen, uns auf die Echtheit der Weine besinnen“, so Josef Maier. Weine von Thomas Schuster jetzt entdecken >

Selbst unter Winzern herrscht Verwirrung. Wie könne ein Wein, der ja aus Trauben gewonnen wird, nicht vegan sein? Des Rätsels Lösung: Konventioneller Wein kann mit tierischen Hilfsprodukten geklärt und filtriert werden – zum Beispiel mit Kasein oder Gelatine. Allerdings werden diese nur noch sehr selten verwendet. Es gibt mittlerweile hervorragende vegane Varianten. „Wir waren das erste vegan zertifizierte Weingut in Österreich, wir setzen bei der Weinklärung auf Erbsenprotein“, erzählt Urban, der sich seither über eine Absatzsteigerung freut. „Die Leute informieren sich.“ Mittlerweile verwenden viele Winzer die veganen Alternativen, um der Nachfrage der Konsumenten gerecht zu werden. Diese Eigenschaften zeichnen die junge Winzerszene in Österreich aus: immer offen sein für Neues und dennoch dem eigenen Weg treu bleiben.

Von Mag. Angelika Huber (Journalistin und Fotografin in Salzburg)