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WAS WINZER IM SOMMER TUN

 

An Langeweile laborieren Winzer selten: Der Wein fordert übers ganze Jahr seinen Tribut. Wie ist denn das im Sommer? Was steht dann an – wie viel ist los? Ich habe bei Gerhard Pittnauer, Gerhard Markowitsch und Willi Bründlmayer angeklopft und nachgefragt, was sie sich in Tagen wie diesen herausnehmen und an Arbeit hineinstecken.

Ende Gelände!

 

Es ist Montag, 8 Uhr früh, und Gerhard Pittnauer ist im Stress. „Montags bin ich immer schon um 5 Uhr wach und spätestens um 6 auf Touren.“ Seit seiner Umstellung auf den biodynamischen Weinbau 2006 bietet der Sommer dem Winzer aus Gols noch weniger Freizeit als vorher. Also eigentlich: gar keine mehr. Obwohl es bis zum Neusiedler See nur ein paar Kilometer sind, hat es Pittnauer im vergangenen Jahr nicht ein Mal geschafft, dorthin zu radeln und der Sonne beim Untergehen zuzusehen. „In der Biodynamie musst du präventiv arbeiten. Da gibt’s keine Mittel, die kurativ – also heilend – wirken.“ Und weil das so ist, beobachtet der prämierte Winzer seine Rebstöcke mit Argusaugen. Nicht bloß die: Was zeigt das Thermometer, wie feucht ist die Luft? Pittnauer hat ein Gespür dafür, wann es für seine Pflanzen kritisch wird. Das Nützliche lässt sich dabei mit dem Angenehmen verbinden: Pittnauer schwingt sich gerne auf seine alte Lady – eine Yamaha XT 500 – und brettert damit durch seine verstreut liegenden Weingärten. „Für eine ausgedehnte Tour am Wochenende hab ich eh keine Zeit.“

Die-richtige-Dosis-Pittnauer.jpg Winzer Gerhard Pittnauer aus Gols

Gerhard Pittnauer bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Frau Brigitte 20 Hektar. Mehr soll es auch gar nicht werden. Kollegen, die wie er biodynamisch arbeiten und eine größere Fläche beackern, bewundert er ob ihres Organisationstalents. „Ich kann mir das nicht vorstellen.“ Mit seinem Faible für den St. Laurent legt der Winzer die Hürde auch hoch. Der St. Laurent ist eine Diva, hat im wahrsten Sinn des Wortes eine dünne Haut, ist schnell sauer. „Vielleicht liegt es daran, dass ich ein Golser Protestant bin. Die neigen dazu, sich das Leben nicht einfach zu machen“, meint Pittnauer ob seiner Vorliebe für den Roten schmunzelnd. Einen Namen gemacht hat er sich jedenfalls mit der Burgundersorte. „Mit dem St. Laurent umgehen zu können ist wie ein Geschenk. Warum mir das gelingt, kann ich nicht rational erklären. Man braucht jedenfalls viel Gespür, eine Idee und viel Umsetzungskraft.“

Aye, aye, Captain

 

Es ist noch immer Montag – mein Gegenüber auch diesmal ein Gerhard, aber ein entspannter: „Freilich gibt es viel zu tun. Unterkriegen lassen wir uns von der Arbeit trotzdem nicht“, erzählt Gerhard Markowitsch, der im niederösterreichischen Göttlesbrunn zugange ist. Im heurigen Sommer auch auf jenen drei Hektar, die der Niederösterreicher mit Blauränkisch, Zweigelt und Chardonnay neu bepflanzt hat – und die Pflänzchen sind aufgrund des warmen Frühlings schon sehr früh ins Kraut geschossen. Die wichtigste Rebsorte ist bei Markowitsch, der schon lange zur rot-weiß-roten Winzerelite zählt, der Zweigelt, die arbeitsintensivste der Sauvignon Blanc. Einen extremen Wuchs hat der, und das nicht nur nach oben.

Die-richtige-Dosis-Markowitsch.jpg Winzer Gerhard Markowitsch aus Göttlesbrunn

Gerhard Markowitsch ist nicht nur in seiner Badewanne Kapitän. Regelmäßig angesteuert wird von ihm der Neusiedler See, wo (s)ein Boot vor Anker liegt. „Wir fahren wochenends oder nach der Arbeit gerne auf den See hinaus, hören Musik, relaxen, lesen. Das ist unsere Oase, dort fühlt man sich weit weg.“ Gerne woanders gewesen wäre Markowitsch als Teenie. Anstatt an heißen Sommertagen ins Schwimmbadbecken zu köpfeln, musste der Junior im elterlichen Weingarten antreten. „Das hat mich schon angezipft. Man ist zwar ein Kind, wird aber als Arbeitskraft gedacht. Im Endeffekt hat’s mir wohl nicht geschadet.“ Seinen beiden Töchtern, die eine ist heute 17, die andere 23, blieb dieses Schicksal erspart. „Die waren immer ziemlich freigespielt – was an unseren betrieblichen Strukturen liegt. Die kann man nicht mit früher vergleichen“. Während sich der eine Gerhard auf ein Motorrad setzt, sitzt der andere bei der Visite seiner Rebstöcke auf einem Traktor, begutachtet und (be-)handelt bei Bedarf. Ein immer gleiches Regelwerk gibt es freilich nicht. Ist es heiß, kühl oder gemäßigt, trocken, feucht oder nass? „Man muss eine Balance finden – was nicht immer einfach ist, weil man auch nach vorne blicken soll. Du weißt freilich nicht, was in vier Wochen passieren wird, ob die Sonne dann vom Himmel knallt oder es aus Kübeln regnet.“

Die-richtige-Dosis-Bründlmayer.jpg Willi Bründlmayer führt seit 36 Jahren das Familienweingut in Langenlois

Ein weites Feld

 

„Grünarbeit … das klingt recht lapidar, ist aber für die Qualität der Trauben entscheidend! Die haben’s gern luftig, angenehm sonnig, nicht zu heiß – wie der Mensch eben.“ Willi Bründlmayer trägt in diesen Tagen viel zum Wohlbefinden seiner Trauben bei, die im Kamptal auf beachtlichen 80 Hektar reifen. Sie danken es dem Winzer, lassen sich zu vielgelobten Weinen pressen. Fünf Mal in Folge erhielt das Weingut vom „Wine & Spirits Magazine“ die Auszeichnung „Winery of the year“, die „Financial Times“ nennt Bründlmayers Betrieb ein „Leuchtfeuer des österreichischen Weinbaus“. „Wenn wir, so wie heuer, eine überdurchschnittlich frühe Blüte haben, dann weiß ich, dass ich mit der Reife in den August komme. Darum lassen wir etwas mehr Blätter an den Reben dran.“ Willi Bründlmayer selbst entblättert sich an heißen Sommertagen gerne am Wolfgangsee. Und weil er und seine Frau auch die Kultur schätzen, gibt’s bei der Gelegenheit auch Ausflüge in die schöne Festspielstadt Salzburg. An der kühlen Atlantikküste oder am warmen Mittelmeer: Auch in der Grande Nation urlaubt man regelmäßig – schließlich ist Frau Bründlmayer Französin.

Herr Bründlmayer führt seit 36 Jahren das Familienweingut in Langenlois. Ein Leben ohne den Wein gab’s für den 64-Jährigen aber schon vorher nicht. Die Eltern legen Wert darauf, dass auch der Spross anpackt und mehr sieht als den schmalen Flecken Langenlois: Das erste Praktikum organisiert der Vater, schickt den Sohn in die Schweiz. Dort sind die Weingärten so steil, dass die Bewirtschaftung nicht maschinell, nur manuell erfolgen kann. „ ‚Alles, was du mit der Hand machen musst, vergisst du nie wieder. Die körperliche Erfahrung trägt man sein Leben lang mit sich.‘ Das hat er immer gesagt, mein Vater, und recht behalten!“ Die positive Kritik, die der Winzer erntet, beflügelt. Wenn ein Tag länger werde und mühsam sei, werde man davon getragen.

 Von Angi Huber (Journalistin und Fotografin aus Salzburg).

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