Weinbau mit Nachhaltigkeit

Bereits vor 300 Jahren sprach man in der Land- und Forstwirtschaft vom Thema Nachhaltigkeit. Heute, in den Zeiten des weltweit spürbaren Klimawandels, ist das Thema aktueller denn je.

(Aktualisiert / Salzburg, August 2020) Der sächsische Forstbeamte Hans Carl von Carlowitz schrieb 1713 ein wegweisendes Buch, in dem er den Raubbau an der Natur aufzeigte. In seinem Fachgebiet sprach er damals bereits die radikale Forderung aus, nicht mehr Holz zu ernten, als auch wieder nachwachsen kann. Er setzte sich für den schonenden Umgang mit der Umwelt und den Ressourcen ein. Heute gilt er als der Gründervater des Prinzips der Nachhaltigkeit.

Nachhaltiger Weinbau

Der Begriff Nachhaltigkeit wurde in den letzten Jahren so inflationär wie kaum ein zweiter verwendet. Oft auch nur als Marketinginstrument und leere Worthülse. Dabei sind die Auswirkungen einer nachhaltigen Wirtschaftsweise essentiell für die Gesellschaft und die kommenden Generationen. Vor allem im Weinbau ist das Thema von großer Wichtigkeit. Die Erzeugung von Wein ist eine der intensivsten Formen der Landwirtschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg und bis zum Ende der 1970er-Jahre wurden hier die Mechanisierung und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln stark vorangetrieben. Durch den maximalen Einsatz von Chemie und Technik beging man viele Fehler. Im Zuge der allgemeinen Bewusstseinsbildung besinnen sich die Winzer seit Jahren auf die Ressourcenschonung. Heute ist nachhaltiges Wirtschaften für viele Weinbauern tägliches Brot. So wie auch für Thomas Podsednik, Betriebsleiter am Wiener Weingut Cobenzl. Er sagt: „Das Thema ist für uns von großer Bedeutung. Es reicht von der Stromerzeugung aus Sonnenenergie über die Düngung mit Kompost bis hin zum ganzheitlich geplanten Vertrieb.“

Klimawandel

Die Folgen des Klimawandels für den Weinbau sind enorm vielschichtig. Das sind unter anderem die Veränderung der Temperatur, extremere Wetterlagen, erhöhte Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Luft und die Verschiebung der Nährstoffzusammensetzung im Boden. All das formt die Anbaubedingungen und damit auch das Produkt um. Steigende Temperaturen sorgen für einen höheren Alkoholgehalt im Wein, die Säure dagegen wird reduziert. Neue Schädlinge, die früher unbekannt waren, treten auf. Die Weinwirtschaft muss in diesem Sinne reagieren. Wichtig für die weitere Entwicklung ist natürlich auch die biologische Bewirtschaftung. Heute sind schon rund 13 Prozent der Weingärten biozertifiziert. Tendenz erfreulicherweise weiter steigend. Nachhaltigkeit bedeutet aber noch viel mehr. Ein enges Zusammenarbeiten von Forschung und Betrieben wird notwendig. Neu gezüchtete oder andere Rebsorten, angepasst an die geänderten Voraussetzungen, werden Thema.

Zertifizierung

Im Zuge einer wissenschaftlichen Arbeit entwickelte der österreichische Weinbauverband ein System, bei dem sich Weingüter, die in allen Bereichen nachhaltig arbeiten, zertifizieren lassen können. Positiv bewertet werden unter anderem der sparsame Umgang mit Wasser und Energie, ein effizienter Einsatz von Maschinen, faire Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter und verantwortliches wirtschaftliches Handeln. Zertifizierte Winzer haben einen zweistufigen Prozess zu durchlaufen, bei dem sie auch durch ein externes Audit geprüft werden. So dürfen die Etiketten des Weingutes Müller-Grossmann in Furth-Palt im Kremstal in Zukunft das Label „Nachhaltigkeit Austria“ tragen. „Wir freuen uns sehr, mit unserer Produktion einen ökologischen, ökonomischen und sozialen Beitrag für die Gesellschaft leisten zu können“, sagt die Winzerin Marlies Müller-Grossmann.

Weingut Schloss Fels

Das Weingut Schloss Fels, betrieben von SPAR, war 2014 die erste Kellerei, die als nachhaltig wirtschaftender Weinbaubetrieb zertifiziert wurde. Wichtige Maßnahmen im Betrieb sind: die Dauerbegrünung mit speziellen Pflanzenmischungen zwischen den Weingartenzeilen, die Verwertung aller Rohstoffe und dadurch unter anderem die Produktion von Traubenkernöl sowie ein kompletter Verzicht auf Insektizide und Herbizide. Zudem wurde in den letzten Jahren die Flaschenabfüllung auf Leichtglas umgestellt und damit das Gewicht um zehn Prozent gesenkt. So spart das Weingut pro Jahr 760 Tonnen Glas ein. Mithilfe dieser vielen kleinen, nachhaltigen Mosaikstückchen führt ein besserer Weg in die Zukunft.

Von Petra Bader (geprüfte Weinakademikerin und freie Journalistin für Wein- und Genussthemen)

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