Bienenvölker bestäuben 80 Prozent aller Wild- und Nutzpflanzen und sichern so die Vielfalt und die Fortpflanzung. Biodiversität_1280x400.jpg Biodiversität_1280x400.jpg

Biodiversität im Weingarten

  

(Salzburg, 25.11.2021)

Es kreucht und fleucht, es summt und brummt in den Weingärten: Unzählige Vögelarten, Insekten, Wildtiere, Reptilien und Bodenlebewesen bevölkern den Lebensraum Weinberg und beeinflussen so den Boden, die Pflanzenwelt und schließlich auch den Wein. Viele Winzer fördern deshalb mit gezielten Maßnahmen den Erhalt und Ausbau der Artenvielfalt oder setzen Nutztiere in ihren Weingärten ein.

 

Der Weinbau wird von vielen als Monokultur erlebt. Alles dreht sich um die einzig kultivierte Nutzpflanze, die Weinrebe. Diesem an sich unnatürlichen Anbausystem stehen Tier- und Pflanzenreichtum gegenüber. Biodiversität, also die biologische Vielfalt, ist ein Schlüssel zu einem stabilen Ökosystem, das ohne chemische Düngemittel, Herbiziden und Pestiziden auskommt. Die Natur kennt schließlich keine Monokultur, sondern steht für Mischkulturen und Vielfalt. Der respektvolle und bewusste Umgang mit der Natur ist heute wichtiger denn je, und so legen immer mehr Weinbauern großen Wert auf ein gesundes Gleichgewicht zwischen Böden, Pflanzen, Tieren und Menschen. Im Weinbau gibt es unterschiedlichste Möglichkeiten, Biodiversität zu fördern und die Monokultur Weingarten zu durchbrechen.

  

Es grünt auch zwischen den Rebzeilen

Ein wichtiges Standbein, um Biodiversität zu fördern, ist die Begrünung zwischen den Rebzeilen. Blühende Pflanzen, Gräser, Klee, Leguminosen oder Kräuter schaffen die Voraussetzung für ein vielfältiges Bodenleben und Insektenreichtum. Die Begrünung legt auch gleich den Grundstock für Humusaufbau, Bodenfruchtbarkeit und Schutz gegen Erosion. „Leguminosen wie Ackerbohnen oder auch Klee geben wichtige Nährstoffe in den Boden ab. An ihren Wurzeln leben zudem Knöllchenbakterien, die den Boden mit Stickstoff anreichern und so auch die Rebwurzeln damit versorgen.“ erklärt Markus Huber eine zentrale Symbiose im Weinberg. Im Burgenland kann die Begrünung aufgrund der Trockenheit zu einer besonderen Herausforderung werden: „Wir können keine Gräser nehmen, die würden zu viel Wasser ziehen. Wir verwenden stattdessen verschiedene Kleesorten, Phacelia, Buchweizen und Ringelblume. Die Unkrautbekämpfung erfolgt in Handarbeit.“ erläutert Paul Achs seine Strategie in Sachen Begrünungsmanagement.

  

Die Rolle der Bienen

Die blühenden Pflanzen zwischen den Rebzeilen und rund um den Weingarten dienen auch Bienen als Sammelgrundlage. Bienentrachtpflanzen wie Buchweizen, Steinklee oder Phacelia liefern den Bienen ein unwiderstehliches Angebot, sich im Weingarten nützlich zu machen. Am Weingut Bründlmayer summen 6 Bienenvölker herum, genug, um sogar einen eigenen Honig herzustellen. Bei Markus Huber nutzt ein Wanderimker die bienenfreundlichen Weingärten. Neben dem Honigmachen haben Bienen aber noch eine weitaus wichtigere und unersetzbare Aufgabe: Sie bestäuben über 80 % aller Wild- und Nutzpflanzen und sichern somit deren Fortpflanzung und damit auch die Vielfalt unserer Nahrungsmittel.

  

Seltene Vögel und Schmetterlinge

Dass man mit Begrünungsmaßnahmen einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt leisten kann, zeigt ein Beispiel am Heiligenstein im Kamptal. Dort flattern seit einiger Zeit immer mehr Exemplare des seltenen Osterluzeifalters zwischen den Rebzeilen herum. Der auffällige Falter mit der besonders schönen Zeichnung ist stark gefährdet, streng geschützt und in ganz Österreich vom Aussterben bedroht. In der Ried Zöbinger Heiligenstein des Weinguts Bründlmayer hat er eine geschützte Heimat gefunden. Auch Raum für mittlerweile sehr selten gewordene Vogelarten wie den Wiedehopf oder den Steinkauz soll es geben. „Wir schaffen Nistplätze und Unterschlüpfe, um diese Vögel hier wieder anzusiedeln.“ so Andreas Wickhoff über die Bemühungen, biologische Vielfalt zu fördern. In den Weingärten vom Weingut Geyerhof oder von Paul Achs wurden ebenfalls unzählige Nistkästen angebracht, um den Vögeln die Entscheidung leichter zu machen, sich dort anzusiedeln. Schmetterlinge haben es auch Alex Zahel angetan, sie zieren sogar die Etiketten seiner Weine: „Meine Frau Hilary kreiert mittels einer ganz speziellen Stempeltechnik für jeden Wein und jeden Jahrgang ein neue Schmetterlingsbild. Das symbolisiert unsere Verbundenheit mit der Natur und die Vielschichtigkeit unserer Weine.“ 

Begrünungsmaßnahmen zwischen den Reben leisten einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt. So flattern auch immer mehr Schmetterlinge durch die Weingärten. Begrünungsmaßnahmen zwischen den Reben leisten einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt. So flattern auch immer mehr Schmetterlinge durch die Weingärten.

  

  

Seine Weingärten sind in ganz Wien verteilt und haben inmitten der Weltstadt, wo Grünflächen sowieso schon rar sind, eine noch wichtigere Bedeutung. Im Demeter-zertifizierten Weingut Zahel setzt man auf standortgerechte Zeigerpflanzen, Blumen und Leguminosen zwischen den Rebzeilen. Gemäht wird nicht, nur gewalzt. Bio-Hotspots wie Steinmauern, Obstbäume, Beerenbüsche und wild bewachsene Böschungen dienen zudem für unzählige Tierarten als Lebensraum.

  

Schafe, Kühe und andere Nutztiere

Nutztiere sind in den Weingärten Wiens keine erlaubt, dafür kann es zum Beispiel im Traisental passieren, dass man einer kleinen Schafherde begegnet, wenn man durch die Weinberge streift. „Nach der Ernte dürfen sich die Schafe so richtig mit den Gräsern, Kräutern und dem Klee zwischen den Rebzeilen satt fressen. Ihr Dung liefert wiederum wichtige Nährstoffe für den Boden. Das Ziel ist es, das gesunde Gleichgewicht in Böden, Pflanzen und Tieren herzustellen und die natürlichen Abwehrkräfte der Weinstöcke zu stärken.“ so Markus Huber. Nutztiere spielen auch auf dem Geyerhof im niederösterreichischen Kremstal eine zentrale Rolle. Dort hält man Rinder, Hühner und Pferde. „Die Tiere haben immer einen positiven Einfluss und sie liefern einen wichtigen Beitrag, da sie einerseits wertvollen Mist erzeugen und andererseits viele Insekten anziehen, die dann auch den Weinberg besiedeln. Die Insekten bilden wiederum eine wichtige Lebensgrundlage für Vögel – im Endeffekt stabilisiert sich ein Ökosystem so von selbst und ist in Summe widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse.“ erläutert Josef Maier die Zusammenhänge. Durch Begrünung, eine hohe Aktivität an Bodenlebewesen und den ausgebrachten Mist der Tiere lässt sich über die Jahre eine Humusschicht aufbauen, die als guter CO2- und Wasserspeicher dient und den Weinreben hilft, Trockenereignisse besser zu überstehen.

  

  

Gleichzeitig erhöht sich auch die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens, was wiederum bei starken Regenfällen hilft. Am Demeter-Hof Meinklang der Familie Michlits im burgenländischen Pamhagen haben Tiere einen ganz besonderen Stellenwert. Hühner, Mangalitzaschweine, Angus-Rinder, Schafe und Pferde liefern Fleisch und geben tierische Impulse für das Hofleben und die dortige Stimmung. Ihr Mist wird kompostiert, präpariert und zum Düngen der Felder und Weingärten verwendet. So ist man nicht von synthetischen und betriebsfremden Düngequellen abhängig.

Nach der Weinlese stehen die Rebzeilen für die Schafe offen. Hier wird der natürliche Kreislauf gelebt. Nach der Weinlese stehen die Rebzeilen für die Schafe offen. Hier wird der natürliche Kreislauf gelebt.

  

Wilde Tiere

Nicht immer sind Wildtiere wie Rehe oder Wildschweine gern gesehen Gäste, aber sie haben ebenso ihren Platz im Ökosystem. Die jungen Triebe der Weinreben stehen am Speiseplan der Rehe, manch ein Winzer bemüht sich deshalb, sie aus dem Weingarten fern zu halten. Paul Achs sieht es positiv: „Ich freue mich immer wieder, wenn ich Rehe, Hasen oder Fasane in unseren Weingärten sehe.“

Mit Wildschwein und Co. teilt Paul Achs gelegentlich seine Ernte. Tiere gehören einfach zu einem Weingarten, meint er. Nach der Weinlese stehen die Rebzeilen für die Schafe offen. Hier wird der natürliche Kreislauf gelebt. Bilder: Mit Wildschwein und Co. teilt Paul Achs gelegentlich seine Ernte. Tiere gehören einfach zu einem Weingarten, meint er. Nach der Weinlese stehen die Rebzeilen für die Schafe offen. Hier wird der natürliche Kreislauf gelebt.

  

  

Ein Weingarten ohne Tiere ist eigentlich nicht vorstellbar, auch wenn die einzelnen Vögel, Bodenlebewesen oder Insekten nicht immer einen direkten Bezug zur Weinrebe haben. Im Zusammenspiel von Menschen, Tieren und Pflanzen offenbart sich aber dann das Wunderwerk Natur, das die Qualität der Böden und Reben sichert und dafür verantwortlich ist, dass wir guten Wein trinken dürfen.

  

Vegane Vinifizierung

Ein Aspekt, der erst auf den zweiten Blick mit Tieren zu tun hat, ist die Vinifizierung. Wein mutet als grundsätzlich veganes Produkt an, aber wenn bei der Weinbereitung tierische Proteine zum Einsatz kommen, ist er das nicht. Eiklar, Kasein, Fischblasenproteine oder Gelatine werden beispielsweise zur Klärung verwendet, aus Hühnereiern gewonnenes Lysozym schützt vor Fehlgärungen und verhindert den biologischen Säureabbau. Bei vegan vinifizierten Weinen ersetzen Proteine auf Weizen- oder Erbsenbasis, Aktivkohle oder Bentonit die tierischen Produkte.

Weinempfehlung von Anne J. Thysell

Paul Achs ist Vorreiter in Sachen Bio und Biodynamie und beherrscht sein Handwerk in diesem Bereich wie kein Zweiter. Ein Paradebeispiel für seine fantastischen Weine ist der Blaufränkisch Altenberg. Altenberg ist eine der wärmsten Lagen in Gols. Der Muschelkalk im Boden sorgt für Frische und Mineralität und bringt eine feine und elegante Stilistik mit hohem Reifepotenzial hervor. Der Blaufränkisch verführt mit reifer, dunkler Beerenfrucht, Kirsche, Vanille und feiner Würze. Diese komplexen Aromen setzen sich am Gaumen fort und werden von samtigen Tanninen und einem langen, würzigen Abgang perfekt abgerundet. 2018 ist ein sehr harmonischer und zugänglicher Jahrgang mit hervorragendem Lagerpotenzial. Tipp: Perfekt zu Wildgerichten, würzigem Käse oder solo an einem kalten Wintertag.

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