Ein Jahrgang für Hedonisten
2019 in Bordeaux
„Und, wie ist der Jahrgang?“, ist wohl die Frage, die auf jedem Château in Bordeaux irgendwann gestellt wird. In keiner zweiten Region werden die jährlichen Wetterdaten so genau studiert und der jeweilige Charakter des Jahrganges leidenschaftlich diskutiert. Von der Antwort auf diese Frage hängt schließlich der Marktwert der Weine ab. Denn Jahrgangsunterschiede spielen aufgrund der natürlichen Bedingungen im Departement Gironde eine große Rolle für Qualität und Reifefähigkeit der Weine. Bordeaux liegt nämlich mit seinen 110.000 ha Rebflächen in direkter Nachbarschaft zum Atlantik. Der Einfluss des Ozeans sorgt dafür, dass das Wetter nicht beständig ist. Niederschläge zu unterschiedlichsten Zeiten können den Reben Wohl und Wehe bringen.
Die Region steht zudem für Vielfältigkeit. So führt am linken Ufer des Flusses Gironde der spätreifende Cabernet Sauvignon auf den durchlässigen Kiesböden das Regiment. Am rechten Ufer steht hingegen der Merlot auf fetteren Böden im Fokus. Eine Rebsorte, die deutlich weniger Wärmebedarf hat und damit früher gelesen werden kann. Was also die Winzerin in der Appellation Pauillac erfreut, kann dem Kollegen in St. Emilion Kopfschmerzen bereiten und umgekehrt.