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Land der Berge, Land am Strome, Land der Klima-Zonen

Von Romana Echensperger

Wer mit Zeit und Muße in einer gut sortierten Weinabteilung im österreichischen Handel stöbert, ist erstaunt über die Vielfalt, die dort präsentiert wird. Ob pfeffrig-frischer Grüner Veltliner und vielschichtige Rieslinge, über Burgunder-Weine mit Schmelz bis hin zu vollmundigsten Rotweinen. All das bietet das Weinland Österreich, das mit einer Rebfläche von gerade einmal 44.500 Hektar international ein Winzling ist. Bedenkt man zudem, dass die in den Regionen typischen Rebsorten ganz unterschiedlich von ihren Ansprüchen sind, könnte man noch mehr verwundert sein.

 

Das Rätsel löst sich dann aber schnell auf, wenn man genauer hinschaut. Denn Österreich ist von Bergen, Flüssen und Seen sowie Klimaeinflüssen aus allen vier Himmelsrichtungen geprägt. Das schafft in den Regionen verschiedenste Voraussetzungen und damit unverwechselbare Weintypen.

Grundsätzlich liegt Österreich im Zentrum Europas, umgeben von Landmasse. Damit herrscht ein kontinentales Klima mit ausgeprägten Jahreszeiten. Das bedeutet das die Trauben dann ausreifen, wenn die Temperaturen im Herbst sinken. Geschmacklich bewirken kühlere Grade in der Reifephase, dass mehr Säure in den Trauben verbleibt sowie die Aromen frisch und nicht überreif werden. So erklärt sich die Besonderheit österreichischer Weine, die trotz Fülle und Kraft stets leichtfüßig daherkommen.

Land der Berge

Prägend für Österreichs Weine sind Alpen und Karpaten. Gebirge, die sich vor Jahrmillionen aufgefaltet haben. Dabei ist eine Topographie entstanden, die unterschiedlichste Klimazonen schafft. Eine Hügelkette im Westen hält stets die vom Atlantik herkommenden Regenwolken ab. Ideal für Rotweinsorten, die von Trockenstress profitieren, um die nötige Konzentration und Tanninstruktur zu entwickeln. Das Phänomen lässt sich im Carnuntum beobachten. Eine Region, im sonst von Weißwein geprägten Niederösterreich, die eingebettet zwischen Alpen und Karpaten, für ihren fantastischen roten Zweigelt berühmt ist. „Der Zweigelt ist nicht ohne Grund bei uns gebietstypisch“, erklärt Christina Artner-Netzl vom Weingut Netzl. Die dünne Beerenhaut des Zweigelts könnte in einem feuchteren Klima weniger gut Pilzkrankheiten standhalten. Er profitiert vom regenarmen Kleinklima ebenso wie vom ständig wehenden, trockenen Wind aus der pannonischen Tiefebene. „Dadurch können wir den Zweigelt lange ausreifen lassen“, erläutert die Winzerin.

Nachts kühlt Frischluft aus den Au-Wäldern der Donau die Reben, was Frische und Säure konserviert. „Zweigelt macht uns Spaß, weil er hier diese saftig-kirschige Frucht entwickelt, aber nicht in die Überreife geht, sondern Säure die Spannung behält.“ Das auch Rebsorten wie Blaufränkisch und Merlot längst ihre Heimat gefunden haben, beweisen die komplexen Cuvées, wie der Riedenwein Bärnreiser vom Weingut Netzl.

„Der Zweigelt bleibt im trockenen Carnuntum lange gesund, dadurch können wir ihn gut ausreifen lassen, was die Aromentiefe und Saftigkeit eines Rubin Carnuntums erklärt.“ - Christina Artner-Netzl, Weingut Netzl, Carnuntum

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Land am Strome

Niederösterreich wird nicht nur von Bergen, sondern auch von Flüssen geprägt. Allen voran von der Donau. Ein breiter Strom, der sich in der Wachau tief in das kristalline Gestein gegraben hat. Hier treffen atlantisches und warmes pannonisches Klima aus der ungarischen Tiefebene aufeinander, während nachts Fallwinde aus dem Waldviertel die Reben kühlen. Welcher Klimaeinfluss Wirkung entfaltet, entscheidet wo zwischen Melk und Krems sich der Weinberg befindet. Einer der das weiß ist Johann Donaubaum. Er sitzt mit seinem Betrieb im Spitzer Graben. „Diese nächtliche Kühle, ist das Besondere hier. Die Frische kommt aus dem Waldviertel und vom Berg Jauerling herunter“, schwärmt er. Der Jauerling ist mit 960 Metern die höchste Erhebung an der Donau. „Die Weine sind zwei Wochen später reif “, erklärt er.

Rund um den Ort Spitz sind Riesling und Grüner Veltliner zu Hause. Riesling steht im oberen Hang, wo er seine Wurzeln mühevoll in Granit graben muss. Gerade auf den kargen Böden in Zusammenspiel mit dem kühlen Kleinklima läuft der Riesling zu Hochform auf. „Vom Smaragd bis zum Federspiel kommt Riesling bei uns nur aus dem Spitzer Graben“, betont Johann Donaubaum. Der Grüne Veltliner hingegen braucht etwas fettere Böden, weshalb er am Hangfuss gepflanzt wurde. Dort hat sich über die Jahrtausende hinweg durch Verwitterung und Erosion eine üppigere Bodenschicht gebildet.

Auch diese unterschiedlichen Bodentypen stehen für Rebsortenvielfalt. Schließlich haben nicht nur Riesling oder Grüner Veltliner ganz andere Anforderungen an Wasser- und Nährstoffversorgung. Das es diesen Flickenteppich an Gesteinsformationen gibt, lässt sich durch die urzeitlichen Erdbewegungen erklären, die während der Alpenentstehung eine Rolle gespielt haben. Damals sind Gräben aufgebrochen und abgesunken oder ganze Gebirgsketten zur Seite gefallen. Wie ein Stück Dobostorte, das seitlich auf einen Teller gekippt serviert wird, hat es dadurch die über Jahrmillionen entstandenen Bodenschichten an die Oberfläche bugsiert. So dominieren in der Wachau die sehr harten Urgesteinsböden, bei denen die Bodenbildung durch Verwitterung viel länger dauert, als auf den wenig weit entfernten Kalksteinböden, wie man sie im Wiener Becken findet.

„Der Spitzer Graben wird vom Waldviertel und vom Berg Jauerling her nachts abgekühlt, was die Trauben hier bis zu zwei Wochen später ausreifen lässt.“ - Johann Donaubaum, Weingut Donaubaum, Wachau

Viermal Klima

„Hier waren mal Inseln und ein Riff“, erklärt Thomas Huber vom Weingut Fuhrgassl-Huber in Wien den Ursprung der Kalkböden. „Am Nussberg haben wir ähnliche Böden wie im französischen Burgund“, ist er sich sicher. Kein Wunder, dass hier auch Chardonnay oder Weißburgunder zur Hochform auflaufen. Dazu kommen die Klimaeinflüsse. „In Wien, treffen vier Klimazonen aufeinander“, ist er begeistert. „Hier im nord-westlichen 19. Bezirk ist der kühle Alpine Einfluss zu spüren. Historisch waren wir nicht so beliebt, weil unsere Weine aus Neustift am Walde immer mehr Säure hatten. Durch den Klimawandel sind wir interessanter geworden“, ist er sich sicher.

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Typisch für Wien ist ohnehin der Gemischte Satz. Historisch werden unterschiedliche Reben nebeneinander gepflanzt und damit das Risiko gestreut. Regnet es beispielsweise in die frühe Blüte des Weißburgunders hinein, ist der später austreibende Grüner Veltliner nicht von der einhergehenden Ertragsreduzierung tangiert. „Gemischter Satz hat auch im Klimawandel einen unschlagbaren Vorteil“, ist Thomas Huber überzeugt. „Es wird immer eine Mischung verschiedener Rebsorten sein, aber die Zusammensetzung kann sich verändern.“

Regen – mal viel, mal wenig

Wie sehr die unterschiedlichen Klimaeinflüsse Auswirkungen auf den Weinbau haben, kann besonders Ing. Peter Stelzl von der Winzervereinigung Erzherzog Johann beurteilen. „Wir sind rund 200 Betriebe die 200 ha Rebfläche in allen Regionen der Steiermark bewirtschaften“, erklärt er stolz. Dabei ist die von vielen Niederschlägen geprägte Südsteiermark das Kerngebiet des Betriebes. „Die Südsteiermark ist vom illyrischen Klima geprägt, von den feuchten Einflüssen die von der Adria herkommen. Hier dominiert der Sauvignon Blanc, der besonders fruchtig-elegant ausfällt. Vulkanland Steiermark ist heißer, trockener und eher für Burgundersorten geeignet“, erklärt Ing. Peter Stelzl. Die kühlste Ecke ist die Weststeiermark, in dem der kultige Schilcher aus der Rebsorte Blauer Wildbacher zu Hause ist.

„Auch Sauvignon Blanc kann in der Weststeiermark wachsen, aber Wein ist eben zum einen Teil Ratio und zum anderen Historie“, ist er überzeugt. Auch die Region Eisenberg im Burgenland ist vom illyrischen Klima geprägt. Der Neusiedlersee spielt so weit im Süden keine Rolle mehr. „Dadurch sind bei uns die Nächte kühler. Der Temperaturausgleich durch die Wassermasse fehlt“, erklärt Mathias Jalits vom gleichnamigen Weingut. Fünf bis zehn Tage später reift der Blaufränkisch im Vergleich zu nördlicheren Gebieten aus. „Dazu kommen die unterschiedlichen Bodentypen, die den Blaufränkisch geschmacklich prägen“, erklärt er weiter. Am Eisenberg finden sich fette Lehmböden, Schiefergestein und von Kalk geprägter Dolomit.

„Deshalb baue ich verschiedene Lagenweine aus, weil die Bodenzusammensetzung so unterschiedlich ist“, erklärt er. So ist die Riede Szapary eine vom reinen Schiefergestein geprägt Hanglage. „Blaufränkisch zeigt hier eine elegante Mineralik ohne üppig zu werden.“ Mehr Frucht und Saftigkeit bringen die fetteren Lehmböden der Riede Fasching. „Leute die mit Blaufränkisch anfangen bevorzugen die Riede Fasching, alle anderen die Riede Szapary“, ist er sich sicher.

„Wir mussten auf Zack sein, um im feuchten Sommer 2023 die Reben gesund zu halten aber ein Bilderbuch-Herbst hat das Blatt gewendet.“ - Ing. Peter Stelzl, Geschäftsführer der Winzervereinigung Erzherzog Johann aus der Steiermark

Jahrgang 2023

Nicht nur Klima und Boden prägen die Weine, sondern auch der Jahrgang und wie die Winzer:innen damit umgehen. In sämtlichen Regionen Österreichs beschreibt man das Jahr 2023 als herausfordernd mit glücklichem Ende. „Im Frühjahr und Frühsommer hatten wir sehr viel Niederschlag, was wir im trockenen Carnuntum nicht kennen“, erzählt Christina Artner-Netzl. Überhaupt hatte man mit viel Regen und einhergehenden Pilzdruck zu kämpfen. „Da war viel Arbeit gefragt, um die Reben gesund zu halten,“ berichtet auch Mathias Jalits. „Ab Mitte August wurde es dann trocken und heiß, so konnten wir in drei Wochen den Reiferückstand aufholen“, erklärt Matthias Jalits weiter. „Wir mussten auf Zack sein, um im feuchten Sommer 2023 die Reben gesund zu halten aber ein Bilderbuch-Herbst hat das Blatt dann gewendet“, berichtet Ing. Peter Stelzl aus der Steiermark.

„Letztendlich sind 2023 vielleicht nicht die Blockbuster-Weine entstanden, aber sehr klare und feine Weine, die viel Trinkfreude bieten“, erklärt Christina Artner-Netzl abschließend. Denn nicht nur Berge, Ströme und Klimazonen prägen den Wein aus Österreich, sondern vor allem die vielen fleißigen und talentierten Winzer:innen.

 

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