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Grün, grün, grün sind alle meine Kräuter

Wer bei „Kräutern“ nur an den Digestiv denkt, verkennt die Tradition. Denn das Konservieren pflanzlicher Aromen steht am Beginn der Cocktail-Geschichte: Es ist Zeit für eine frühlingshafte Neubewertung des Spirituosen-Stammbaums!

(Salzburg, März 2022)

Es grünt nicht nur in der Natur, auch im Cocktail-Shaker ist „Grün“ wieder eine Trendfarbe. Dass Kräuter-basierte Spirituosen wieder mehr Beachtung finden, dafür muss man ganz klar dem Gin-Boom danken. Denn mit ihm wurde die Aufmerksamkeit auf die Aromengeber gerichtet, die so genannten „Botanicals“. Sieht man von den Zitrusfrüchten ab, handelt es sich dabei um eine Vielzahl von Kräutern.

 

 

 

Kräuter Cocktails

  

  

In der Tat lösen sich die Aromen fast aller Küchengewürze in Wasser oder Alkohol. Mit diesen natürlichen Lösungen beginnt zugleich die Cocktailgeschichte – bevor überhaupt das erste Mal Alkohol destilliert wurde! Denn mit Kräutern versetztes Bier oder Wein war in der Antike in vielen Varianten bekannt. Die Ägypter unterschieden anhand der Kräuter-Beigabe das „Opferbier“ vom normalen Alltagsgetränk. „Hydromel“ wiederum nannten die alten Griechen vergorenes Honigwasser, dem auch gesammelte Kräuter Geschmack gaben. Im Prinzip findet sich hier bereits das Rezept des roten Wermuts: leichter Alkohol, Süße und herbe Kräuter-Aromen.

  

Eine „Lösung“ für die Gesundheit

 

Doch ehe 1786 Antonio Benedetto Carpano den süßen Wermut erfand, gingen noch Generationen von Kräuterkundigen auf die Pirsch nach einlegbaren „Botanicals“. Denn erst die Destillation ermöglichte eine dauerhafte Konservierung von natürlichen Aromen wie Enzian, Rosmarin, Kümmel oder Wacholder. Das technische Wissen dafür stammte aus dem arabischen Raum und wird mit der medizinischen „Schule von Salerno“ im Früh-Mittelalter auch in Europa nutzbar gemacht. Doch während die Araber vor allem so genannte Hydrolate – im Wasserdampf konservierte Aromen von Rosen oder Orangenblüten – interessierten, gingen die italienischen Mönche zu alkoholischen Destillaten über.

  

  

Ihr „Wasser des Lebens“ (latein.: aqua vitae) sollte in erster Linie Linderung für Kranke bringen, sobald Pflanzen-Wirkstoffe für den ganzjährigen Einsatz konserviert werden konnten. Über die Jahrhunderte sickerte dieses Wissen in die Volksmedizin ein. Bereits 1534 listete das historische Handbuch „Die Vielzahl an Kräuter-Vodkas und ihre Wirkung“ dutzende Rezepte für Tinkturen auf. Sie alle waren noch ungesüßt, aber stellen die Ahnen des Kräuterbitters (Amaro) dar.

Kräuter Cocktails Absinthe sorgte Ende des 19. Jahrhunderts für einen wahren Hype unter den Bohemiens.
Kräuter Cocktails Der Amaro Montenegro wird aus einer geheimen Mischung aus 40 Botanicals zubereitet.

  

Der herbale „Stein der Weisen“

 

Vornehmlich wurden in den Klöstern und Laboratorien der Alchimisten die gesammelten Kräuter in Alkohol oder Wasser „ausgelaugt“ (mazeriert), um so an ihre geschmackliche Essenz zu kommen. Wildkräuter waren aber mehr als ein Rohstoff, sie dienten als Anschauungsmaterial der Natur und ihrer Kreisläufe. So stellten die frühen Destillateure fest, dass sich zwei philosophische Prinzipien auch bei der Verbindung von Pflanzen und Alkohol einstellen: Die Farbe schien einmal zu verschwinden, was man „Albedo“ (die Weiss-Werdung) nannte, während manche Kräuter starke Färbung des Alkohols bewirkten. Das wiederum kannte die Alchimie als „Nigredo“ (die Schwärzung) und galt als Etappe hin zur reinsten Form des Seins. Dieses stoffliche Rätsel prägt noch heute Kräuter-Mazerate. Denn während der herbale Geschmack so konserviert wird, geht die Farbe in der Regel verloren. Gin bleibt auch bei der Verwendung von 50 Botanicals klar. Das frühlingsfrische Grün ist keine Farbe der Bar!

   

Die „Grüne Fee“ leuchtet natürlich

 

Die große Ausnahme von dieser Regel sorgte Ende des 19. Jahrhunderts für eine Sensation, die man heute als „Hype“ beschreiben würde. Absinthe, der damalige Hit unter allen Bohemiens, war so hochgrädig destilliert, dass das Chlorophyll als Pflanzenfarbstoff sich Smaragd-Grün im Glas zeigen konnte. Zum Einsatz kam hier eine Fülle von Kräutern, im Geschmack dominieren Wermutkraut, Anis und Fenchel, Farbgeber war oft Ysop. Der hohe Alkohol und das – in stärkerer Dosierung – halluzinogene Thujon als Wirkstoff des Wermutkrauts führten zur Legendenbildung rund um die „Grüne Fee“. Bis heute ist es ein Qualitätskriterium, wenn die Farbe sich nur den Kräutern verdankt, wie das etwa bei der Wiener Marke „Mata Hari“ der Fall ist.

  

  

An der Bar erfuhr der Kräuter-Hammer aber nicht nur durch die kunstvollen Servierarten mit Absinth-Brunnen und Löffeln schnell Popularität im „fin de siécle“. Auch die Cocktail-Kultur Nordamerikas adoptierte den Brand aus den West-Alpen schnell. Mehr noch: Die Technik des „rinse“ ist bis heute mit Absinthe verbunden. Dabei wird ein Glas mit einer Zutat nur „ausgespült“. Die Intensität des Destillats reicht in diesem Fall aber aus, berühmte Drinks wie den „Sazerac“ mit Fenchel-Duft zu parfümieren.

Das Prinzip lässt sich auf Longdrinks übertragen. So schätzte der früh verstorbene New Yorker Sasha Petraske etwa den „rinse“ bei Highballs wie dem „Collins“ und machte so die „Grüne Fee“ wieder hip. Geschmacklich kamen damit zu den kräutrigen Aromen des Gins auch jene des Absinthes. Und es ist kein Zufall, dass einer der erfolgreichsten, modernen Absinthe-Drinks (siehe Rezepte) auch in seinem Umfeld entstanden ist: Der „Hole in the Cup“ kombiniert die Kräuter-Aromen mit der fruchtsüßen Note von Ananas.

Kräuter Cocktails Die grüne Farbe, die viele Absinthsorten aufweisen, stammt oft vom Chlorophyll in Ysoppflanzen.

  

Louche – vom Trinken im Trüben

 

Vor 100 Jahren allerdings wäre derlei noch undenkbar gewesen. Denn die Auswüchse des Absinthe-Trinkens (und massiver Druck der Wein-Lobby) führten zum Verbot der Spirituose. Ganz auf ihren Anis wollten die Franzosen aber nicht verzichten. Die Geburt des Pastis in den 1930er Jahren verdankt sich der Suche nach einem Ersatz für den Absinth. So wurde die Anis-Spirituose zum „Stiefsohn“ der Grünen Fee. Zumal ihre Servier-Art mit Wasser und Eis auch die milchige Trübung wie beim hochprozentigen Vorbild ergab. Der so genannte „Louche-Effekt“, der sich aufgrund der ätherischen Öle einstellt, gab der nunmehr „Gelben Fee“ auch diesen Beinamen.

Kräuter Cocktails Der „Sazerac“ erhält seinen Fenchel-Duft, indem das Glas mit Absinthe „ausgespült“ wird.

  

  

Mittlerweile gehört der Pastis zur Provence wie der Ouzo zu Griechenland oder der Raki zur Türkei. Selbst wenn man sie nicht am Meer nach Feierabend trinkt wie in den Ursprungsländern, verbreiten Anis-Spirituosen erfrischende Kühle. Im Süden Frankreichs sorgt dazu eine eigene Mixkultur für Abwechslung beim Aperitif. Da wäre zum Beispiel die „Mauresque“, wie man Pastis mit Mandelsirup und Wasser nennt. Entsprechend der südlichen Leichtigkeit gibt es kein fixes Rezept dafür. In der Regel nimmt man weniger Sirup als Spirituose und gießt mit der doppelten Menge Wasser auf (z. B.: 3 cl Pastis, 2 cl Mandelsirup und 10 cl Wasser). Deutlich süßer, aber ebenfalls dem individuellen Gusto überlassen, ist „La Tomate“, für die Grenadine-Sirup und Wasser die Mix-Partner des Pastis darstellen (z.B. 4 cl Pastis, 1 cl Grenadine, 10 cl Wasser).

  

Genialer Gegensatz: der Wermut

 

Verfolgt man die Ahnenreihe dieser jüngsten Verzweigung am Kräuter-Stammbaum, steht schnell fest: Der Pastis und andere so genannte „Anisées“ sind eigentlich Enkel des Wermuts. Denn mit ihm begann eine Rezept-Serie, die sich auf die „Arthemisia Absinthium“ (=Wermutkraut) zurückführen lässt. In Turin kombinierte sie der bereits erwähnte Antonio Carpano mit dem süßen Muskatwein und schuf so eine Formel, die ein Grundprinzip des Cocktail-Mixens vorwegnahm – das Ausgleichen der Gegensätze. Der Wermut wurde so selbst zu einer Art Proto-Cocktail.

 

Kräuter Cocktails Sommerfeeling! Die Anis-Spirituose Pastis ist unzertrennlich mit der Provence verbunden.

 Rein bittere Spirituosen gab es ja im 18. Jahrhundert längst. Der berühmte Boonekamp, Urahn aller Magenbitter, entstand z. B. nur wenige Jahre vor dem roten Wermut in Antwerpen. Diese Spirituose aus Koriander, Zimt und Sternanis setzte aber auf wenig Zucker. Sie wurde zum Ausgangspunkt einer ganzen Familie von Spirituosen, die sich durch Bitterquellen und Süße unterscheiden: der extra-herbe Fernet, der Artischocken-Bitter „Cynar“ oder der mittlerweile historische, mit Chinarinde bitter gemachte „Kina Lillet“. Als Nachfolger von „Kina Lillet“ gilt der heute im Trend stehende „Lillet Blanc“.

  

Die ewige bitter-süße Liebe

 

Vor allem das 19. Jahrhundert erweiterte mit der Entdeckung der letzten „weißen Flecken“ auch die Getränkekarte. Zu den bekannten Bitterquellen des Mittelmeer- und Alpenraums wie Enzian, Wermutkraut oder Edelraute kamen nun Bitterrinden aus Übersee. Sie wandelten sich wie die Chinarinde vom Heilmittel gegen Fieber zum begehrten Aromageber im Amaro – mit unterschiedlicher Süßung und Früchten veränderte diese herbe Kategorie die Barwelt. Was der „Belle Époque“ das Bitterlikör-Glas war, stellt heute ein köstlicher „Amaro Sour“ dar.

Kräuter Cocktails Der Individualität und dem Geschmack sind bei Kräuterspirituosen keine Grenzen gesetz t.

  

  

Wobei: Als Überbegriff spricht man heute meist von „Amaro“ oder „Bitterlikör“, doch die „technischen“ Unterschiede sind hier groß. Rund 12 Unterkategorien – vom Magenbitter bis zum süßen Kräuterlikör – lassen es ratsam erscheinen, zu experimentieren. „Spielen kannst Du Dich da wie ein Wilder“, bestätigt der Münchener Kristijan Krolo. Er muss es wissen, denn seine „Loretta Bar“ baut ihre Drinks auf herben Spirituosen auf. Für die Heim-Bar empfiehlt er den Mix aus Bitterlikör und Schaumwein.

„Da kann man sich am besten herantasten“, rät der Profi, „und weiß dann, ob man das eher auf der fruchtigen Seite mag oder doch kräutrig-bitter“. Denn ungeachtet der technischen Kategorisierungen liegen zwischen dem herben Profil eines Longdrinks mit „Vecchio Amaro del Capo“ oder „Amaro Lucano“ und den sommerlichen Orangen-Noten von „Campari“ oder „Select Aperitivo“ auch geschmacklich Welten.

  

Viel Potential für die Heim-Bar

 

Apropos fruchtig und bitter: Quasi als Neffen am botanischen Getränkestammbaum folgten dem Amaro die auf Wein und Bitterkräutern basierenden Getränke in der Nachfolge Capranos. Auch hier etablierte sich eine Abstufung zwischen trockenen und süßeren Wermuts. Ein „Dry Martini“ etwa verlangt nach dem französischen Wermut, der meist gleichbedeutend mit „trocken“ verwendet wird. Für den „Manhattan“ wieder muss es der „süße“ rote Wermut sein, der auch im „Negroni“ zum Einsatz kommt.

 

Dieser „Shooting Star“ unter den Drinks hat zwar auch schon gut 100 Jahre auf dem Buckel, doch feiert er in besonderer Weise „erwachsene“ Aromen, als die „bitter“ gerne konnotiert wird. Mit dem Campari, Wermut und Gin kommen hier gleich drei kräutrige Kategorien zum Einsatz. Lässt man den Gin weg, was ursprünglich „Milano-Torino“, später „Americano“, hieß, feiert dieses herb-süße Duo die botanische Welt Italiens. Doch ob Gin-klar, Absinth-Grün, Campari-Rot oder Amaro-Dunkel – beim Mixen mit Kräuter-Spirituosen gilt wie in der Natur: Lassen wir tausend Blüten blühen!

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Hole in the Cup Als hätte das Gefäß ein Loch – so schnell ist die Kreation aus dem New Yorker „Fresh Kills“ laut ihrer Erfinderin Lauren McLaughlin ausgetrunken. Grüne Power!

  

Hole in the Cup

 

Als hätte das Gefäß ein Loch – so schnell ist die Kreation aus dem New Yorker „Fresh Kills“ laut ihrer Erfinderin Lauren McLaughlin ausgetrunken. Grüne Power!

Zutaten:

  • 4,5 cl Tequila Blanco (z. B. Volcán de mi Tierra)
  • 0,75 cl Absinthe „Mata Hari“
  • 3 cl frischer Ananassaft
  • 2,5 cl Zuckersirup
  • 1,5 cl Limettensaft
  • 3 dünne Gurkenscheiben

  

Zubereitung:

Zwei Gurkenscheiben mit den restlichen Zutaten in einen mit Eis gefüllten Shaker geben und kräftig kalt schütteln. Aus größerer Höhe in die vorgekühlte Cocktailschale einschenken, damit sich eine schaumige Krone bildet. Mit der verbliebenen Gurkenscheibe garnieren.

Glas: Cocktail-Schale (Coupette)

Dekoration: Gurkenscheibe

Wermut Tonic „Deutlich leichter als ein Gin & Tonic“, so Brenner Alois Gölles, sei der Longdrink auf Basis des trockenen Wermuts. Maritimes Flair verleiht dem Steirer die Deko.

Wermut Tonic

„Deutlich leichter als ein Gin&Tonic“, so Brenner Alois Gölles, ist der Longdrink auf Basis des trockenen Wermuts. Maritimes Feeling gibt dem Steirer die Deko.

Zutaten:

  • 5 cl Wermut „Alfred Dry“
  • 10-14 cl Tonic Water (nach persönlichem Geschmack)

  

Zubereitung:

Wermut und Tonic nur kurz (!) direkt im – Eiswürfel-gefüllten – Glas verrühren und mit der Garnitur servieren.

Glas: Ballon- oder Weißwein-Glas

Dekoration: Oliven-Spießerl

Mount Rushmore Ein moderner Drink, in Rom von Patrick Pistolesi explizit für Amaro Montenegro kreiert. Die herb-süßen Noten der Kräuter verstärkt dabei auch der Kaffeelikör.

  

Mount Rushmore

Ein moderner Drink, in Rom von Patrick Pistolesi explizit für Amaro Montenegro kreiert. Die herb-süßen Noten der Kräuter verstärkt dabei auch der Kaffeelikör.

Zutaten:

  • 3 cl Bourbon
  • 3 cl Amaro Montenegro
  • 3 cl Fino Sherry
  • 0,5 cl Kaffeelikör (z. B. Kahlua)

  

Zubereitung:

Tumbler vorkühlen. Alle Zutaten auf Eis in einem Rührglas kalt rühren. Glas mit einem großen Eiswürfel füllen und Drink darauf abseihen.

Glas: Tumbler

Dekoration: keine

French Pearl Aus Südfrankreich kennt man Pastis einfach mit Wasser vermischt. Die New Yorkerin Audrey Saunders brachte ihn 2006 mit Gin zusammen: Kräuter potenziert!

  

French Pearl

Aus Südfrankreich kennt man Pastis, einfach mit Wasser vermischt. Die New Yorkerin Audrey Saunders brachte ihn 2006 mit Gin zusammen: Kräuter zur Potenz!

Zutaten:

  • 6 cl Gin (z. B. „Blue Gin“)
  • 0,75 cl Pastis Henri Bardouin
  • 2 cl frischer Limettensaft
  • 2 cl Zuckersirup
  • 5 Minz-Blätter (eines zum Garnieren aufheben!)

  

Zubereitung:

Minze kurz mit beiden Händen anklatschen, um die ätherischen Öle zu aktivieren. Mit den übrigen Zutaten in einen mit Eis gefüllten Shaker geben. Kalt shaken und dann doppelt in das vorgekühlte Glas abseihen.

Glas: Cocktailschale (Coupette)

Dekoration: Limette und Minze-Zweig

 

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