Ein bunter Vogel
Türkis, rostbraun, gelb und schwarz: Er ist ein bunter Hund und ein solcher Vogel, kaum zu verwechseln mit anderen Arten in Europa. Er überwintert in Afrika und verbringt den Sommer seit den 1980ern auch im niederösterreichischen Göttlesbrunn: der Bienenfresser. „Als 27 Brutpaare in unsere alte Schottergrube eingezogen sind, war das eine kleine Sensation. Ornithologen und Journalisten aus ganz Europa sind damals zusammengelaufen.“ Johannes Pitnauer, Jahrgang 1985, kennt diese Geschichte nur vom Hörensagen. Der Winzer hat 2018 das Familienweingut übernommen und ist voller Respekt für das, was seine Eltern aufgebaut haben. Als die vor 40 Jahren mit dem Ausbau von Rotwein beginnen, werden sie noch belächelt. Heute ist das ganz anders. Da sei man ein Kollektiv, das immer wieder beweise, wie gut vor allem der Zweigelt in der Region Carnuntum schmeckt. Der steckt auch in der Flasche mit der Aufschrift „Bienenfresser Göttlesbrunner Zweigelt“. „Meine Eltern waren und sind italophil, wollten, so wie das beim Chianti oder beim Barolo der Fall ist, einen Roten vinifizieren, bei dem der Name Programm ist.“ Der Bienenfresser ist exotisch, so wie der Zweigelt in Göttlesbrunn es war. Er ist wärmeliebend und braucht wie der Wein die Lössböden, um dort in Ruhe zu brüten. Der ideale Namensgeber also. 1986 ging der erste Bienenfresser-Jahrgang über den Tresen, inzwischen ist man bei der Nummer 33 angelangt. Von Pitnauers Bienenfresser gibt’s mittlerweile sehr viel mehr als in den Anfangsjahren, von den Vögeln auch. Selbst in der Wachau und am Neusiedler See wurden sie schon gesichtet. „Der Bienenfresser kommt meistens im Mai. Wenn wir im September abfüllen, ist er bereits abgereist.“
Von Angi Huber (Journalistin und Fotografin in Salzburg)