Fruchtiger
Der Polz’sche Sekt eignet sich als Ausgangspunkt für einen Blick auf andere, hochwertige Schaumweine aus Österreich. Während bei Polz, so wie in der Champagne, in erster Linie Trauben mit einem vergleichsweise niedrigen Zuckergehalt verarbeitet werden, setzen die Szigeti-Brüder im burgenländischen Gols auf reiferes Lesegut. „Natürlich liefern die Champagner ein Niveau, an dem man sich orientiert, aber wir produzieren hauptsächlich für den österreichischen Markt“, so Peter Szigeti, der den Vergleich mit der Champagne nicht sonderlich zielführend findet. Will heißen: Der heimische Gaumen mag es jung und frisch, außerdem
sind im Gegensatz zur Champagne
die Kreideböden rar, das Terroir also kaum
miteinander zu vergleichen. Trotzdem
finden sich bei Szigeti Bezüge zur Champagne,
die über die klassische Vergärung
in der Flasche hinausgehen. Etwa beim
Blanc de Noirs, was sich mit „Weißer aus
Schwarzen“ übersetzen lässt. So werden in
der Champagne jene Vertreter bezeichnet,
deren zart gepresster (weißer) Grundwein
aus roten Trauben stammt. Im Glas weisen
sie häufig zartrosa Reflexe auf, so auch der
Blanc de Noirs von Szigeti, der von Pinot-
Noir-Trauben aus Langenlois stammt. Wie
alle Szigeti-Lagensekte besteht dieser
Blanc de Noirs aus einem reifen Grundwein,
wodurch die Alkoholgradation
notgedrungen etwas höher ist als in der
Champagne. Dafür kommt er ohne Dosage
aus, das heißt ohne die übliche Zugabe von
Zucker am Ende der Produktion. Das Ergebnis
ist ein süffiger Sekt mit viel Frucht
und einer angenehmen Extraktsüße, ohne
süß zu sein.
Was in jedem Champagnerhaus üblich ist,
das gibt es seit ein paar Jahren auch bei
Szigeti: einen Prestigesekt. Die Trauben
für den Gols Prestige – 50 Prozent Chardonnay
und 50 Prozent weiß verarbeitete
blaue Rebsorten – stammen allesamt aus
Golser Toplagen und wurden händisch in
kleinen Kisten geerntet (damit diese nicht
schon vor der Pressung aufplatzen). Zweifellos
kann der Gols Prestige mit seinem
feinen Mousseux und der schön ausbalancierten
Frucht als Botschafter der österreichischen
Sektkultur bezeichnet werden.
Sein Jahrgang, in diesem Fall 2012, steht
übrigens prominent am Etikett, aber wohl
nur, um auf die mehrjährige Lagerzeit auf
der Hefe aufmerksam zu machen. Denn
auch jeder andere Szigeti-Sekt ist ein Jahrgangssekt.
Das bedeutet, dass der gesamte
Ertrag aus einem Jahrgang zeitnah verarbeitet
und nicht als Reservewein zurückgehalten
wird – eben, um eine größtmögliche
Frische zu garantieren.