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Prickelnde Höchstleistung

Wie in der traditionellen Champagne setzen auch in Österreich viele Sektproduzenten auf die klassische Flaschengärung. Mit unterschiedlichem Ergebnis. Von Stephan Burianek*


(Salzburg, Herbst 2017) An einem lauen Sommerabend war es Zeit für ein Experiment – zwei Schaumweine gingen auf meinem Balkontisch gegeneinander ins Rennen: ein Champagner und ein österreichischer Sekt. Ein ungleicher Wettstreit? Wir werden sehen.

Den Anfang machte ein Klassiker: Der Charles VII Grande Brut Rosé aus dem Haus Canard-Duchêne ist eine wahre Fruchtexplosion, sein intensiver Geschmack erinnert an Erdbeeren. Die Perlage ist fein, nahezu samtig und die Dosage bewegt sich am oberen Ende der Brut-Klassifizierung, was am Gaumen eine gehörige Portion Extraktsüße hinterlässt. Hinzu kommt die für Champagner typische Hefenote. Laut dem Champagner-Handbuch von Gerhard Eichelmann wurde bei der Produktion dieses Champagners ein wenig Rotwein (Pinot Noir aus der Montagne de Reims) in die weiße Grundcuvée aus Pinot Noir und Meunier gemischt, um ihm sein nobles Lachsrosa zu verleihen. Das ist zwar ein technisches Detail, aber durchaus interessant, denn diese vielerorts verpönte Vorgangsweise ist quasi nur in der Champagne erlaubt.

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Fruchtig


Die Latte lag jedenfalls hoch für den Rosé-Sekt aus dem Hause Polz, der im Glas ein nahezu identes Lachsrosa aufwies. Obwohl ebenfalls ein Brut-Vertreter, schmeckte er eindeutig trockener. Unter dem Eindruck des Vorgängers überraschte im ersten Moment ein Hauch von grüner Paprika, das Mousseux war im direkten Vergleich weniger cremig, aber trotzdem überaus fein. Kein Wunder, immerhin liegt dieser elegante, leicht-fruchtige Winzersekt vor seiner Auslieferung drei Jahre lang auf der Hefe. Er verhehlt seine philosophische Nähe zur Champagne nicht und punktet doch mit einer hohen Eigenständigkeit, die nicht zuletzt auf die blaubeerigen Gerbstoffe zurückzuführen ist, welche diesem Sekt eine gewisse Vielschichtigkeit verleihen.

prickelnde-höchstleistung-2.jpg Die Schaumweine von Erich und Reinhold Polz punkten wie ihre Erzeuger mit hoher Eigenständigkeit. Mit dem Sektdreher üben die Flaschen den Kopfstand. Ein Gläschen - © Chris Rogl

Fruchtiger


Der Polz’sche Sekt eignet sich als Ausgangspunkt für einen Blick auf andere, hochwertige Schaumweine aus Österreich. Während bei Polz, so wie in der Champagne, in erster Linie Trauben mit einem vergleichsweise niedrigen Zuckergehalt verarbeitet werden, setzen die Szigeti-Brüder im burgenländischen Gols auf reiferes Lesegut. „Natürlich liefern die Champagner ein Niveau, an dem man sich orientiert, aber wir produzieren hauptsächlich für den österreichischen Markt“, so Peter Szigeti, der den Vergleich mit der Champagne nicht sonderlich zielführend findet. Will heißen: Der heimische Gaumen mag es jung und frisch, außerdem sind im Gegensatz zur Champagne die Kreideböden rar, das Terroir also kaum miteinander zu vergleichen. Trotzdem finden sich bei Szigeti Bezüge zur Champagne, die über die klassische Vergärung in der Flasche hinausgehen. Etwa beim Blanc de Noirs, was sich mit „Weißer aus Schwarzen“ übersetzen lässt. So werden in der Champagne jene Vertreter bezeichnet, deren zart gepresster (weißer) Grundwein aus roten Trauben stammt. Im Glas weisen sie häufig zartrosa Reflexe auf, so auch der Blanc de Noirs von Szigeti, der von Pinot- Noir-Trauben aus Langenlois stammt. Wie alle Szigeti-Lagensekte besteht dieser Blanc de Noirs aus einem reifen Grundwein, wodurch die Alkoholgradation notgedrungen etwas höher ist als in der Champagne. Dafür kommt er ohne Dosage aus, das heißt ohne die übliche Zugabe von Zucker am Ende der Produktion. Das Ergebnis ist ein süffiger Sekt mit viel Frucht und einer angenehmen Extraktsüße, ohne süß zu sein.
Was in jedem Champagnerhaus üblich ist, das gibt es seit ein paar Jahren auch bei Szigeti: einen Prestigesekt. Die Trauben für den Gols Prestige – 50 Prozent Chardonnay und 50 Prozent weiß verarbeitete blaue Rebsorten – stammen allesamt aus Golser Toplagen und wurden händisch in kleinen Kisten geerntet (damit diese nicht schon vor der Pressung aufplatzen). Zweifellos kann der Gols Prestige mit seinem feinen Mousseux und der schön ausbalancierten Frucht als Botschafter der österreichischen Sektkultur bezeichnet werden. Sein Jahrgang, in diesem Fall 2012, steht übrigens prominent am Etikett, aber wohl nur, um auf die mehrjährige Lagerzeit auf der Hefe aufmerksam zu machen. Denn auch jeder andere Szigeti-Sekt ist ein Jahrgangssekt. Das bedeutet, dass der gesamte Ertrag aus einem Jahrgang zeitnah verarbeitet und nicht als Reservewein zurückgehalten wird – eben, um eine größtmögliche Frische zu garantieren.

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Am fruchtigsten


So fruchtbetont die Szigeti-Sekte auch sind, es geht extremer, wie die Schaumweine von Karl Steininger in Langenlois zeigen. Seit vielen Jahren bereichern sie den heimischen Sektmarkt mit einer Reife und Dichte, wie sie andernorts kaum zu finden sein werden. „Das Versekten verändert den Grundwein nicht, sondern verstärkt dessen Charakter“, verriet uns Steininger bereits vor Jahren. An seiner Philosophie der Versektung von kräftigen, fertig vinifizierten Stillweinen hat sich seither ebenso wenig geändert wie am „weinig“-cremigen Charakter seiner Produkte. Hefenoten sind ihm nicht wichtig, im Gegenteil: „Sie drücken auf die Feinheit der Sorte und stören eher.“
Der Vergleich offenbart, dass sich die Österreicher in qualitativer Hinsicht vor den Kollegen aus der Champagne längst nicht mehr zu verstecken brauchen. Obwohl sich die Österreicher bei der Schaumweinproduktion oftmals an den Standards der Franzosen orientieren, kopieren sie die Champagne keineswegs, sondern bereichern den Schaumweinmarkt mit neuartigen Produkten. Aus dem Wettstreit wurde ein Schulterschluss, denn ob feinwürziger, hefebetonter Champagner oder zart perlender, fruchtiger Sekt: Glücklich machen beide.

prickelnde-höchstleistung-4.jpg Rote Trauben für Lachsrosa – nur in der Champagne erlaubt - © Veuve Clicquot

Mag. Stephan Burianek, B.A., ist freier Fachjournalist für Reise- und Genussthemen sowie Chefredakteur des "Orpheus"-Musiktheater-Magazins.

 

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