Die guten Lagen finden
„Wir haben vor rund zehn Jahren begonnen, unsere Böden zu analysieren, sind die einzelnen Parzellen mit Widerstandsmessern abgefahren, haben die Zusammensetzung visualisiert.“ Das erzählt Gerhard Markowitsch. Als Winzer kenne man natürlich seine Gärten, wisse, wo die guten Lagen liegen. Ein wissenschaftliches Fundament zu legen, Bodenstruktur, Niederschlagsmenge, Luftströmungen oder die Temperaturentwicklung zu eruieren, objektiviere die Sache allerdings. Trotzdem muss aus vermeintlich guten Lagen noch lange nicht der beste Wein werden. Um herauszufinden, was der Wein kann, findet in Grafenegg jährlich eine Verkostung der ÖTW-Weine statt. Nationale und internationale Experten (darunter Anne Thysell von der INTERSPAR weinwelt) geben dort ihr Urteil ab. Auch ihre Ergebnisse fließen in den Bewertungsprozess ein. Freilich: Die Lagenweine machen nur einen kleinen Teil im Sortiment der Winzer aus – wie Markowitsch erklärt. „Bei uns fallen bestenfalls 20 Prozent der Gesamtfläche auf den klassifizierten Lagenwein.“ Den Geyerhof gibt’s seit 1135, Josef Maier noch nicht ganz so lang. An der Mitgliedschaft, die seit 20 Jahren besteht, schätzt er vor allem den Austausch unter den Kollegen. „Alle haben dasselbe Ziel vor Augen, alle ticken gleich. Das gibt eine gute Gesprächsbasis!“ Die Klassifikation der Weingärten sei komplex, Unterschiede zwischen den einzelnen Lagen für den Laien seien oft kaum erkennbar, so der Winzer, der die Riede Kirchensteig (deklariert als Erste Lage) als Beispiel bringt. Die sei nur einen Hauch höher als der Sprinzenberg, was sich aber vor allem im Frühling als Vorteil erweist: „Am Kirchensteig treiben die Reben früher aus. Im Gegensatz zum Sprinzenberg ist er auch nicht frostgefährdet.“