Weintour durch Spanien
Der Wein als Kulturgut
Eine Reise durch Spaniens Weingebiete führt durch die Epochen der iberischen Kulturgeschichte – und von einer kulinarischen Spezialität zur nächsten.
Eine Reise durch Spaniens Weingebiete führt durch die Epochen der iberischen Kulturgeschichte – und von einer kulinarischen Spezialität zur nächsten.
Wie auch in vielen anderen europäischen Regionen waren es bereits die Römer, die das Hügelland entlang der sogenannten „Costa Daurada“ („Goldküste“) erstmals für den Weinbau entdeckten (Tipp: Tongefäße für die antike Weinproduktion sind im Historischen Museum von Barcelona zu bewundern). Trotzdem sind auf dieser Welt der Weinbau und die Kulturgeschichte nur selten derart eng miteinander verwachsen wie in Katalonien. Ein Alleinstellungsmerkmal bilden sicherlich die sogenannten „Weinkathedralen“: Um 1920 entstanden in vielen katalanischen Gemeinden zentrale Weinproduktionsstätten, in denen Weinbauern kollektiv ihre Ernte einbringen konnten. Winzergenossenschaften ermöglichen kleinen Winzern – damals wie heute – moderne Technologien zu relativ geringen Kosten. Das Besondere dieser Bauten ist bis heute ihre einzigartige Architektur, die dem katalanischen Jugendstil zugerechnet wird. Viele wurden von Cèsar Martinell geplant, einem Schüler von Antoni Gaudí, wie beispielsweise das dreischiffige Genossenschaftsgebäude in El Pinell de Brai – hübsch sind auch die mit Alltagsszenen der Öl- und Weinproduktion bemalten Kacheln auf der Fassade. Weine aus Katalonien jetzt bestellen >
Heute gibt es in Katalonien insgesamt elf unterschiedliche Weinbaugebiete, deren Weine seit vielen Jahren international auf sich aufmerksam machen. Die Superstars sind zweifellos die kraftvollen, komplexen Rotweine aus dem Priorat und der Cava aus dem Umland von Barcelona. Der Cava, der ausschließlich nach der traditionellen Flaschengärmethode hergestellt wird, bewegt sich geschmacklich zumeist irgendwo zwischen fruchtigem, österreichischem Sekt und tiefgründig-komplexem Champagner. Legendär ist der Cava-Produzent Freixenet. Millionen Flaschen lagern in dessen Kellerei in der Cava-Hauptstadt Sant Sadurnì d’Anoia, so viel, dass Besucher im Rahmen der täglichen Touren in Touristenzügen durch die unterirdischen Hallen gefahren werden. Natürlich verstehen sich die Katalanen auch auf die Herstellung von Weißweinen, wie der frischblumige Torres Viña Esmeralda alljährlich beweist. Weine aus Katalonien jetzt bestellen >
0,75 L
Die weite, in Gelb und Ockertöne getauchte Landschaft von Kastilien und León (spanisch: Castilla y León) ist spanisches Flair par excellence, und die Dichte an Kathedralen, mittelalterlichen Burgen und Klöstern ist hoch. Kämen in dieser größten „Comunidad autónoma“ des Landes – so heißen die autonomen Regionen in Spanien – ein schmächtiger Herr mit Lanze auf einem Pferd und sein untersetzter Kompagnon auf einem Esel vorbeigeritten, würde das wahrscheinlich kaum verwundern. Nach wie vor könnte Don Quijote sein Pferd im Duero trinken lassen. Der Fluss bildet eine Lebensader, die im Osten der Region entspringt und diese bis zur Grenze nach Portugal begrünt (wo der Fluss „Douro“ heißt). Er verbindet mehrere Weinbaugebiete, darunter Ribera del Duero, das unter Rotweinkennern einen exzellenten Ruf genießt. Die kargen Böden in Verbindung mit extremen Temperaturen halten die Erträge gering, die Weine sind dafür umso kräftiger. Die Temperaturunterschiede von Tag und Nacht betragen nicht selten über 20 °C und sorgen für eine ausgewogene Säure. Die Hauptrebsorte ist Tempranillo, der in diesem Gebiet Tinta del país („Die Rote des Landes“) genannt wird.
Wenige Kilometer flussabwärts liegt das hügelige Weinbaugebiet Rueda. Bereits in den 1970er-Jahren erkannte der Rioja-Produzent Marqués de Riscal sein Potenzial für fruchtige und aufgrund granithaltiger Schotterböden überaus mineralische Weißweine – seither hat Rueda jenen guten Ruf wieder hergestellt, den es vor der Reblausplage im 19. Jahrhundert bereits hatte. Zwischen Ribera del Duero und Rueda liegt die Großstadt Valladolid, die im 17. Jahrhundert Hauptstadt des spanischen Königreiches war – dementsprechend reich ist sie an geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten. Die Stadt ist aber auch eine Hochburg der Pinchos – einer Tapas-Variante, bei der Zutaten wie Fisch, Schinken oder eingelegtes Gemüse auf Weißbrotscheiben gespießt werden. Außerdem bietet sich Valladolid als Ausgangspunkt für Sternfahrten zu den spätmittelalterlichen Burgen in Peñafiel, Coca und Turégano an. Weine aus Kastilien-León jetzt bestellen >
0,75 L
Die weltweit bekanntesten spanischen Weine kommen zweifellos aus der Provinz Rioja. Aber so einheitlich, wie es den Anschein hat, sind die Weine dieser Region nicht – eine Besonderheit, die der Rioja mit seinem historischen Vorbild Bordeaux gemein hat. Das Gebiet wird grob in drei Zonen unterteilt: Rioja Alta („Hoch-Rioja“) und Rioja Alavesa umfassen die hoch gelegene, gebirgsnahe Hügellandschaft im Osten, wobei die Unterscheidung rein politische Gründe hat – Rioja Alta liegt hauptsächlich südlich des Ebro und die baskische Rioja Alavesa nördlich davon. Beide Zonen profitieren von einer kühlen Atlantikluft, in der sich die Rioja-Hauptrebsorte Tempranillo ganz besonders wohlfühlt. Rioja Baja („Nieder-Rioja“) hingegen ist flacher (wie der Name schon sagt), liegt tiefer und verfügt über ein wärmeres Klima. Vor allem die Garnacha-Traube (Grenache) findet hier ideale Bedingungen vor. Sie wird häufig mit dem Tempranillo verschnitten und sorgt dann für eine zusätzliche Opulenz und Fülle in den Rioja-Weinen. Weine aus Rioja jetzt bestellen >
Opulent wirken auch viele Weingüter in baulicher Hinsicht, zahlreiche Stararchitekten konnten sich in den vergangenen Jahren in der Region verwirklichen. Das bekannteste Beispiel ist das von Frank O. Gehry entworfene Hotel des Weinguts Marqués de Riscal in Elciego (Rioja Alavesa), das an das Guggenheim-Museum in Bilbao erinnert. Weitere Häuser, etwa von Santiago Calatrava oder Zaha Hadid konzipiert, stechen einem auf einer Fahrt durch die Region sofort ins Auge. Andere Neubauten üben sich in nobler Zurückhaltung, wie etwa das in den Hang gebaute Weingut von Bodegas Baigorri in Samaniego (Rioja Alavesa), dessen Terrasse dem Besucher einen 360-Grad-Blick auf den pittoresken Weinort, die umliegenden Weinberge und den felsigen Gebirgszug der Sierra de Cantabria bietet. Weine aus Rioja jetzt bestellen >
0,75 L
Granada, Córdoba, Cádiz – wer die Namen dieser Städte hört, der denkt unweigerlich an strahlenden Sonnenschein, blauen Himmel und vielleicht auch an jenen orientalischen Zauber, dem man dort auf den Spuren der Mauren auf Schritt und Tritt begegnet. Für die blendend weißen Fotomotiv- Dörfer auf den zahlreichen Kuppen der hügeligen Landschaft ist die südlichste Region des spanischen Festlands ohnehin berühmt. Kein Wunder, dass Andalusien schon immer Besucher angezogen hat. In der Sherry-Kellerei Tío Pepe in Jerez de la Frontera haben sich die prominentesten darunter mit Kreide auf den traditionellen, schwarzen 600-Liter-Fässern verewigt: Winston Churchill feierte dort seinen 80. Geburtstag, Steven Spielberg kam, als er in der Nähe einen Spielfilm drehte, Orson Welles ebenso. Die großen Namen in dieser originellen Autogramm-Sammlung zeugen von der Wertschätzung, die Sherry traditionell vor allem in England und in den USA genießt. Das vielseitige, komplexe Getränk aus weißen Rebsorten, dem nach der Vergärung Branntwein zugesetzt wird und der nach unterschiedlich langer Lagerung in Flaschen gefüllt wird, liegt aber seit einiger Zeit wieder weltweit im Trend.
Bei einer Rundfahrt durch das sogenannte Sherry-Dreieck, das von den Gemeinden El Puerto de Santa María, Sanlúcar de Barrameda and Jerez de la Frontera gebildet wird, fallen jene weißen Kreideböden ins Auge, auf denen die grünen Trauben für den Sherry wachsen. In kulinarischer Hinsicht hat diese Gegend in der Provinz Cádiz vor allem für Liebhaber von Fisch und Meeresfrüchten einiges zu bieten, immerhin wird sie sowohl vom Atlantik als auch vom Mittelmeer umspült. Sherry jetzt bestellen >
Von Mag. Stephan Burianek (freier Fachjournalist für Reise- und Genussthemen)
Andere Kunden interessierten sich auch für ...