Prickelnde Leitkultur
Die norditalienischen Schaumweine können sich schmecken lassen, das weiß man in Österreich längst. Prosecco hat sich mittlerweile zum Synonym für schäumende Weine gemausert, der einzige Schaumwein aus unserem Lieblingsnachbarland ist er aber keinesfalls.
(Salzburg, Frühling 2018) Kürzlich in einem Pausenraum der Wiener Staatsoper: Vor der dichtbedrängten Bar steht ein Herr und bestellt zwei Gläser Prosecco. Die Dame an der Schank verliert nicht viele Worte, nickt und greift zu einer Flasche österreichischem Sekt. Der Herr zahlt, greift nach seinen zwei prickelnden Getränken und bahnt sich den Weg zurück zu seiner wartenden Begleitung. Alle sind zufrieden. Was diese Szene verdeutlichen soll: Prosecco ist der neue Champagner, zumindest in Bezug auf den allgemeinen Wortgebrauch. Die Franzosen haben uns Europäer in den letzten Jahrzehnten recht erfolgreich darüber aufgeklärt, dass ihr Champagner nicht mit den restlichen Schaumweinen dieser Welt in einen Topf geworfen werden darf. Die Italiener scheinen in dieser Hinsicht weniger sensibel zu sein, und so hat sich der Begriff „Prosecco“ in den Köpfen vieler Konsumenten zu einem Synonym für schäumende Weine gemausert. Was den österreichischen Sektproduzenten freilich ein Dorn im Auge ist, aber das ist eine andere Geschichte.