Wie wird alkoholfreier Wein hergestellt?
Alkoholfreie bzw. -arme Weine beginnen ihr Leben in der Regel genau wie alkoholhaltige Tropfen auch: Trauben werden geerntet und vergoren. Dem fertigen Wein wird dann in einem weiteren Arbeitsschritt der entstandene Alkohol entzogen. Das kann auf unterschiedliche Arten geschehen:
- Vakuumverfahren
Hierbei wird der Wein in ein Vakuum versetzt und schließlich erwärmt. Der Clou: Im luftleeren Raum verdampft Alkohol bereits ab 27 °C statt bei sonst ca. 78 °C. Dieser schonende Prozess erhält weitgehend den Geschmack, denn leichtflüchtige Aromastoffe können schließlich aus dem verdampften Alkohol extrahiert und dem Wein wieder zugeführt werden. So kommen im Vakuumverfahren hergestellte alkoholfreie Weine ihren alkoholhaltigen Ursprungsweinen geschmacklich sehr nahe.
- Spinning Cone Column / Schleuderkegelkolone
Eine Variation des Vakuumverfahrens ist die Spinning Cone-Technik. In mehreren Durchgängen wird der Wein im Vakuum in rotierenden, kegelförmigen Säulen auf 40 °C erwärmt, zentrifugiert und mit Dampf behandelt. Dieser komplexe Vorgang sorgt dafür, dass sowohl Alkohol als auch unerwünschte Aromen von der Flüssigkeit getrennt werden und wird solange wiederholt, bis das finale Produkt so gut wie kein Ethanol mehr enthält.
- Umkehrosmose
Die Umkehrosmose, auch “Dialyse” genannt, ist ein weiteres schonendes Verfahren, um Weinen Alkohol zu entziehen. Dabei fließt der Tropfen durch eine Membran, deren Poren kleiner sind als Alkoholmoleküle – ein Prozess, der mehrere Stunden dauert. Der Alkohol wird so von der Membran zurückgehalten und von der restlichen Flüssigkeit getrennt.
- Dünnschichtverdampfung
Weniger schonend, aber sehr effektiv ist die sogenannte Dünnschichtverdampfung. Dabei wird Wein auf etwa 78 °C erhitzt, wodurch der Alkohol verdampft. Allerdings nimmt er dabei auch einen großen Teil der Aromen mit, weshalb das Ergebnis mit Traubensaft und Kohlensäure – sowie manchmal noch anderen Aromen – angereichert wird. Durch dieses Verfahren hergestellte alkoholfreie Weine unterscheiden sich geschmacklich stark von ihrem Original.
Egal, mit welchem Verfahren er hergestellt wurde: Alkoholfreier Wein unterscheidet sich in der Regel geschmacklich von seinem alkoholhaltigen Gegenpart. Das liegt, neben dem Verlust von Aromen bei der Entziehung des Ethanols, auch daran, dass Alkohol einen wichtigen Geschmacksträger darstellt – ähnlich wie Fett in Speisen. Dessen Verlust zu kompensieren funktioniert inzwischen zwar sehr gut, aber nicht perfekt.
Was allerdings bei weitem nicht bedeuten soll, dass alkoholfreier Wein nicht gut schmeckt! Gehen Sie an die Verkostung heran, ohne die Tropfen aromatisch mit ihren alkoholhaltigen “Originalen” zu vergleichen. Sie werden feststellen, dass sich gänzlich neue, überraschende Geschmacksnuancen ergeben können!