Rekordverdächtige Dichte
In Langenlois sollte man sich Zeit lassen, denn die Dichte an Weltklasse-Winzern ist rekordverdächtig – und an Weltklasse-Winzerinnen freilich auch: Als Birgit Eichinger in den 1990er-Jahren als 23-Jährige ihr Weingut gründete, wurde sie von vielen belächelt. Eine Frau könne diese schwere Arbeit doch gar nicht machen, hieß es damals. Das war Ansporn genug, und schon bald wurden ausländische Händler auf die motivierte Jungwinzerin aufmerksam. Mittlerweile hat sich Tochter Gloria als Kellergehilfin in Stellung gebracht, Frauen sind im Weinbau heute völlig normal. „Mir geht es bei meinen Weinen um die Konzentration auf das Wesentliche“, sagt Birgit Eichinger bei unserem Besuch, und wir verstehen bald, was sie damit meint: Ihre Weine sind kraftvoll und schmecken aufgrund ihrer klaren, tiefgängigen Struktur trotzdem nicht allzu breit. Ihr Grüner Veltliner von der kalkhaltigen, lehmig-sandigen Ried Lamm ist von höchster Eleganz und außerdem ein Beispiel dafür, dass Eichinger die jeweilige Lage geschmacklich erlebbar macht.
Weil das wohl bekannteste Weingut im Kamptal für Laufkundschaft nicht offensteht, weichen wir abends auf ein besonderes Restaurant aus: Im Heurigenhof Bründlmayer wird großartig mit lokalen Zutaten gekocht, die auf die Gewächse der Familie Bründlmayer abgestimmt sind (Mittwoch bis Sonntag geöffnet). Der internationale Aufstieg des Weinguts Bründlmayer begann übrigens mit einem Chardonnay, der in den 1980-Jahren bei der wichtigsten italienischen Weinmesse zum „besten Chardonnay der Welt“ gekürt wurde. Bis heute verweist der Bründlmayer-Chardonnay auf die hohe Qualität, die neben dem Grünen Veltliner und dem Riesling auch andere Sorten in dieser Region erreichen.
Trotzdem sucht man die Herkunftsbezeichnung „Kamptal“ auf den Etiketten des Bründlmayer-Chardonnays vergeblich. Für das Kamptal wurden nämlich, ebenso wie im Kremstal und im Traisental, ausschließlich der Riesling und der Grüne Veltliner als „gebietstypische“ DAC-Sorten definiert. In der Wachau hält man die Sortenvielfalt indes noch offiziell in Ehren: Für die Gebietsweine werden insgesamt 17 Rebsorten akzeptiert, und in die Ortsweine (Trauben, die innerhalb einer Gemeinde gewachsen sind) dürfen immerhin noch neun Rebsorten hinein. Nur die Riedenweine (Lagenweine) sind auf Riesling und Grüner Veltliner beschränkt, wenn sie die DAC-Herkunft „Wachau“ auf dem Etikett zeigen wollen. Das alles mag ein wenig kompliziert klingen, aber Fakt ist: Schlechte Weine findet man in der gesamten Region (fast) keine mehr.